M&A, Business Models, platforms and ecosystems in the software industry

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Interview zur Digitalisierung von M&A-Prozessen

Dies ist die Mitschrift eines Interviews vom Vorstandsvorsitzenden des Bundesverbandes M&A, Prof. Dr. Kai Lucks, mit Dr. Karl Michael Popp zum Thema “ Digitalisierung von M&A-Prozessen“ von Juli 2020. Informationen zum Bundesverband M&A finden Sie unter https://www.bm-a.de/

Kai Lucks: Herr Popp, sie propagieren ja ein Referenzmodell für einen digitalisierten M&A-Prozess. Welches Einsatzpotenzial hat dieses Modell angesichts fehlendem Anwendungswissen und unterschiedlichen M&A-Vorgehensmodellen in Unternehmen?

Karl-Michael Popp: Im ersten Schritt müssen die Anwender verstehen, was heute technisch machbar ist. Als zweites Problem sehe ich, dass die Prozesse in vielen Unternehmen doch recht unterschiedlich sind. Da ist es durchaus sinnvoll, ein Referenzmodell zu nutzen. Prof. Thorsten Feix hat in seinem aktuellen Buch ein M&A Phasen- und Aufgabenmodell der nächsten Generation entwickelt. Auf Basis dieses Modells lässt sich gut überlegen, welche Prozesse mit Hilfe welcher Tools automatisiert oder zumindest teilautomatisiert werden können. Somit entsteht eine Art Orientierungsrahmen aus Prozessen und Tools. Als dritten Schritt braucht es die konkrete Überlegung, was aus dieser Prozess- und Tool-Landkarte für eine bestimmte Aufgabe im M&A Lifecycle tatsächlich zur Anwendung kommen kann.

Kai Lucks: Sie sprechen einerseits von einzelnen Tools, doch zusätzlich braucht es eine Art Backbone, an welchen diese Tools andocken. Ist dazu beispielsweise der klassische virtuelle Datenraum geeignet?

Karl-Michael Popp: Um den gesamten Prozess möglichst durchgängig, also End-to-End, zu automatisieren, braucht es ein Art Integrationsschicht, die alle diese spezialisierten Tools über Schnittstellen zusammenführt. Neben den Datenräumen sind auch die M&A Prozessmanagement-Anwendungen geeignete Kandidaten für eine solche Integrationsschicht.

Kai Lucks: Als innovative M&A-Tools nennen Sie ja die Geschäftsmodell Due Diligence sowie die Merger Integration Due Diligence. Wie sollten diese eingesetzt werden, damit diese möglichst bis zum Ende der erfolgreichen Integration eingesetzt werden können?

Karl-Michael Popp: Aktuell nimmt die Akquisition neuer, digitaler und somit innovativer Geschäftsmodelle massiv zu. Dabei ist der Vergleich der Geschäftsmodelle sowie, eine Ebene tiefer, der Operationsmodelle besonders wichtig. Diese Ergebnisse wiederum haben Auswirkungen auf die Integrationspläne und sollten in Form von Daten in diese übertragen werden. Für die Umsetzung von Integrationsplänen bedarf es ja auch eines gewissen Budgets oder Ressourcen, meist in Form von Mitarbeitern. Je frühzeitiger entsprechende Daten vorliegen, desto besser können Budgets und Ressourcenbedarfe geplant werden.

Frage aus dem Podium: Welche Plattformen und Module werden denn bereits heute von SAP für Corporate Business Development angeboten? Und welche Anwendungen werden aktuell entwickelt?

Karl-Michael Popp: Es gibt bereits heute Anwendungen, die strategische Planung erlauben oder die Transformationen wie zum Beispiel Post Merger Integration unterstützen. Speziell auf M&A-Prozesse spezialisierte Anwendungen sind rar. Aber wir verfügen über die Technologien, über Machine Learning generierte Daten in betriebswirtschaftliche Prozesse einzubinden.

Frage aus dem Podium: Wie weit sind wir davon entfernt, dass sich ein Datenraum komplett von selbst aus den Unternehmensdaten, wie diese beispielsweise in ERP- oder Datawarehousing-Systemen vorgehalten werden, erstellen kann?

Karl-Michael Popp: Diese Technologie gibt es heute schon aber wir machen es nicht. Das hat ganz pragmatische Gründe, denn zu einem wollen und sollen wir es heute noch nicht machen. Eine Art Datenstaubsauger wäre technisch leicht realisierbar, aber es geht eben auch um andere entscheidungsunterstützende Informationen, die eben nicht in den ERP-Systemen vorgehalten werden.

Kai Lucks: Die Hauptprobleme sehe ich bei strategischen sowie juristischen Fragestellungen. Die Verkäufer wollen ja die Kontrolle haben, welche Daten zur Verfügung gestellt werden und da wäre ein alles umfassender Datenstaubsauger schwierig, zumal es datenschutzrechtliche Grenzen gibt.

Karl-Michael Popp: Vorstellbar wäre ein datenschutz-konformer und gefilterter Auszug, der automatisiert erstellt wird. Dies würde beiden Seiten, also Käufer und Verkäufer, gerecht werden. Automatische Anonymisierung wird ja bereits von uns unterstützt.